Als Yogalehrerin versuche ich gewaltlos zu leben (Ahimsa). Als ich vor ein paar Wochen Meisenknödel gekauft habe, ist es zu Hause zu einer Diskussion gekommen. Wir haben uns gefragt, ob es überhaupt gut ist, Vögel zu füttern. Vor Karneval war ich dann in der Bücherei und habe mir ein Buch aus dem Kosmos Verlag „Vögel füttern – aber richtig“ ausgeliehen, um herauszufinden, was die Profis sagen. Was ich dort las, hat mich zutiefst erschüttert. Deshalb möchte ich es mit dir teilen.
Prof. Dr. Rer. Nat. Peter Berthold, einer der Autoren des Buches: „Durch Zerstörung von Lebensraum und Nahrungsgrundlage hat der Mensch wesentlich zum dramatischen Rückgang der heimischen Vogelwelt beigetragen. Ganzjähriges Füttern ist daher eine überlebensnotwendige Verpflichtung.“ Berthold hat das Buch gemeinsam mit Gabriele Mohr geschrieben, die seit Jahrzehnten in Prof. Bertholds Arbeitsgruppe tätig ist. Ein Beispiel für den Rückgang der Vogelarten ist der Spatz. Als ich Kind war, war der Spatz gefühlt immer da, vor allem im Sommer auf den Terrassen von Lokalen. Seine Bestände sind inzwischen um 80 % reduziert. Kein Wunder, dass ich ihn nicht mehr so wahrnehme.
Am stärksten betroffen sind die Arten, die für die Jungenaufzucht stark von Insekten abhängig sind. Aber nicht nur der Rückgang an Insektenvorkommen führt zum Vogelsterben. Auf vielen Quadratkilometern gepflügter Flächen mit Monokulturen bleiben kaum tragende Wildkräuter oder Stauden. Hinzu kommt, dass etwa die Hälfte aller Deckung bietenden Hecken verschwunden sind und Futterpflanzen wie Löwenzahn, Wegericharten und Ackerdisteln durch das frühe Mähen immer seltener werden. Um den vom Aussterben bedrohten Vogelarten also zu helfen gibt es nach Ansicht der Autoren nur eine Soforthilfe, um ihr Überleben zu sichern, nämlich die Vögel das ganze Jahr über zu füttern, eine mittelfristige Lösung, den eigenen Garten so naturnah wie möglich zu gestalten und langfristig gesehen, 10 % der Fläche um jede Gemeinde herum durch Renaturierung in neue Biotope zu verwandeln. Die letzte langfristig angelegte Variante wird seit 2004 erfolgreich am Bodensee getestet und hat sehr gute Ergebnisse gebracht.
Was kann ich also selbst im Garten tun, um die Vögel zu unterstützen? Du kannst an einer vor Regen geschützten Stelle Hirsekolben aufhängen, überdachte Futterstellen mit Erdnüssen, Sonnenblumenkerne (am besten die mit der Schwarzen Schale), Distel- und Salatsamen (auch Kanarienfuttermischungen) oder Haferflocken füllen und Nistplätze schaffen. Wenn du etwas mehr investieren willst, kannst du ein Futtersilo mit Sonnenblumenkernen oder Erdnusskernen aufhängen. Es ist auch relativ leicht, selber Fettfutter herzustellen - das kann in Keksformen (vorher ein schönes Band zum Aufhängen am höchsten Punkt befestigen) gedrückt werden oder in Tannenzapfen. Wenn du eine alte Tasse besitzt, die du nicht mehr benötigst, kannst du diese auch mit Fettfutter füllen. Vorher schiebst du noch ein kleines Stöckchen in das Fettfutter – gerade so lang, dass sich die Vögel auf das Stöckchen setzen können, um dann an dem Futter zu picken. Am Griff der Tasse befestigst du ein schönes Band, mit dem Du es an einem Ast aufhängst. Sobald das Fettfutter erkaltet ist, ist es so fest, dass du das fertige Futter aufhängen kannst. Ideal eignet sich auch eine Kokosnuss ohne Saft mit einer großen Öffnung. Erst picken die Vögel das Fruchtfleisch heraus, später kannst du sie mit Fettfutter füllen. Die Autoren des Buches empfehlen folgende Internet-Seite für Infos zu Futtermitteln
www.versele-laga.com
Ich habe die ruhigen Phasen der Karnevalstage genutzt, um kleine Meisenknödelspender Ästen und Wollresten zu basteln. Du kannst sie auf den Fotos sehen. Wenn die Meisenknödel einfach nur auf den Boden gelegt werden, werden sie zu leicht von größeren Vögeln verschleppt und die häufig mitgelieferten Netze sind auch nicht so gut für die Vögel. Da, wo Vögel gefüttert werden, nisten sie auch gerne. Wenn Du also die Möglichkeit hast, montiere ein paar unterschiedliche Nisthilfen, um möglichst viele Arten zu unterstützen. Vielleicht hast Du ja auch eine Wand, die Du bepflanzen möchtest. Berthold und Mohr empfehlen das Anpflanzen einer Anemonenwaldrebe, die ein ideales Versteck, aber auch ein toller Nistplatz ist und Insekten anzieht. Keine Sorge, die Vögel verspeisen sie.
Zum Schluss möchte ich dir gerne noch das Rezept für das Fettfutter geben, das du bequem selber herstellen kannst. Du benötigst Rindertalg, den du beim Fleischer kaufen kannst oder du benutzt alternativ Kokosöl, erhitzt ihn in einem Topf bis er flüssig wird (soll nicht kochen). Nun mischst du die selbe Menge Weizenkleie mit dazu oder gibst noch eine kleinere Menge Sonnenblumenkerne und Hanf dazu. Du kannst auch Haferflocken, gehackte Nüsse oder Beeren/Rosinen hinzugeben. Ein wenig Speiseöl darunter gemischt verhindert, dass das Futter bei Frost zu hart wird. Du kannst auch Fettflocken herstellen, in dem du Hafer- oder andere Flocken in hochwertigem Speiseöl tränkst. Der Bund für Vogelschutz in Stuttgart hält noch weitere Rezepte für dich bereit.
Viele weitere Tipps und Informationen findest Du in dem oben erwähnten Buch. Viel Spaß beim Leben retten und Vogel schauen!